Ausgewählte Texte von Erich FriedDie FragenVater, zu wem soll ich beten Zu Gott oder zu den Raketen? Zu den Raketen mein Kind Weil sie dir näher sind! Mutter, an was soll ich glauben Wenn sie die Zukunft mir rauben? Wer an Raketen glaubt Dem ist alles erlaubt Priester, auf was soll ich hoffen ? Wer hält den Himmel mir offen? Hoff auf Raketen, mein Sohn Die tragen dich himmelwärts schon Eigentlich keine ArtEigenartig Wie das Wort eigenartrig Es als fast fremdartig hinstellt Eine eigene Art zu haben Die Stadt der RäderKein Rad In der Räderstadt Nur ein Netz von brüchigen Pflastersteinen Das zugleich ein durchsichtiges Netz ist Und über dem Boden schwebt und die Frau mit dem Korb ist so brüchig wie die Steine auf denen sie steht und das Haus mit den Grabkammerfenster und die beiden knurrenden Tiere und doch hebt Rundes sich ab von getürmten und liegenden Steinen und nur was lebt, das ist rund und was lebt, das will überleben und nicht Menschenruinen und nicht Hunderuinen sein. HaltestelleDie an den Haltestellen warten Und Schatten werfen Im Schein der Straßenlaternen Und manchmal fast aussehen Als wäre sie aufgehängt an ihnen- Einfach MenschenVon der Arbeit des Tages müde Die warten auf den Bus Auf Zuhause Auf ihren Abend Die sollen leben bleiben Und nicht sterben in einem Krieg. Idyll"Die Bäume wollen nicht mehr" sagen die Frösche "die Fliegen dürfen noch nicht !" zwitschert der Fink "das ist Unsinn" brummen die Regenwürmer "ist Sinn denn besser?" wirft die Gießkanne ein Am unteren Ende des Gartens meint der Igel zu seinen Jungen "Die Eule ist hoffentlich krank" im verfallenen Schuppen haspelt die Spinne langsam im Weiterkriechen den Faden Tod aus dem Leib. Ein ZeugeWer den Mut hat zu sagen daß er nicht mehr den Mut hat zu sagen was er sagen will der hat vielleicht noch den Mut es zu sagen |